Verhalten

Leider können wir Kaninchen mit euch Menschen nicht reden, das würde so manches vereinfachen. Aber wenn ihr euch ein kleines bißchen Mühe gebt, werdet ihr uns so genau kennen lernen, daß wir uns auch ohne Worte verstehen. Ich werde nun von unserem "kaninischen" Verhalten erzählen...


Für ganz Eilige ein paar Stichworte:

 Männchen machen Körperhaltung (Muß ich nu Angst haben, oder wie?) Klopfen mit den Hinterpfoten
 Spielen  Verhalten bei Gefahr  Entspannung! Bitte nicht stören!
 Streichel mich!  Nun ist Schluß mit der Kraulerei  Scharren und buddeln
 Hüpfen und springen  Reviermarkierung  Kot fressen... iiihhh?
 Hey, wir sind ja gar nicht stumm!  Augen, Ohren, Schnurrhaare  

 

Ich fange am besten mit unserer Körpersprache an, hier erkennt man schon ganz genau, was Sache ist, und wie wir aufgelegt sind.

   Gucki da, bin ich nicht schön groß? Wenn ich mich so aufrichte, will ich sehen, wer da kommt. Vielleicht Frauchen mit dem langersehnten Futter? Oder kommt da vielleicht ein Feind? In der Wohnung ist das zwar Quatsch, aber man kann ja nie wissen... So hab ich wenigstens den Überblick. Ob Gina das auch so schön kann?

 Na, logo kann ich das!!!

Siehste doch!!!

 

Unsere Körperhaltung ist gespannt, die Ohren nach vorn gerichtet, Kopf vorgereckt, Schwänzchen weggestreckt... Da ist aber jemand ganz neugierig, aber auch gleichzeitig vorsichtig. So näheren wir uns z.B. fremden Kaninchen, schnuppern, gucken... und entscheiden, ob man sich verzupft, oder doch angreifen und zubeißen soll.

Wenn wir Kaninchen mit unseren Hinterpfoten auf dem Boden klopfen, dann haben wir vor irgendetwas Angst. Vielleicht haben wir uns erschreckt, ein unbekanntes Geräusch oder Bewegung vielleicht. Wenn ihr nun auf uns zugehen wollt, dann nur langsam und vorsichtig, sonst erschrecken wir uns nur noch mehr. Oder wir wollen einem fremden Kaninchen, das in unser Revier eingedrungen ist, drohen. Außerdem trommeln wir, wenn wir krank sind, und Schmerzen haben. (Ich muß zugeben, ich mach das auch manchmal einfach nur so, um Frauchen zu ärgern. Besonders in der Nacht! Is doch wahr, sie soll nicht schlafen, sondern mit mir spielen!!!)

 

 Wenn wir schon von spielen sprechen...

Hier sieht man mich in voller Action. Diese dummen Handtücher haben es doch tatsächlich gewagt, mich zu stören. Na wartet...

Wir Kaninchen wollen Abwechslung beim Auslauf haben, es muß immer was zu entdecken sein. Wenn es und zu langweilig ist, gammeln wir nur in Ecken rum, und werden faul und träge. Also, laßt euch was einfallen!

 

Auch wenn wir schon lange Haustiere sind, ist unser wildes Erbe immer noch da. Wenn Gefahr im Anzug ist, drücken wir uns mit angelegten Ohren auf dem Boden, jeder Zeit zur Flucht bereit. Das brauchen wir nicht zu lernen, es ist uns angeboren. Man darf sich uns jetzt nicht schnell nähern, sonst starten wir wie von einer Tarantel gestochen los, und rennen gar gegen eine Wand. Schön blöd, meint ihr? Gut, in der Wohnung habt ihr schon recht damit, aber gibt es in der freien Wildbahn etwa Wände? Na also! Und so ein Kavaliersstart hat schon oft einem Kaninchen das Leben gerettet.

Das oben genannte ist aber nicht zu verwechseln mit unserem entspannten Hocken, angelegten Ohren. Da haben wir uns zusammengeknuddelt, und mümmeln vor uns her. Das ist ein Kaninchenleben! Wehe, ihr stört uns dabei, wir wollen uns doch ausruhen!

 Dasselbe gilt auch, wenn wir uns so auf dem Boden klatschen, unsere Hinterbeine nach hinten strecken, und die Augen schließen. Wir wollen in Ruhe schlafen! Vielleicht haben wir auch grade einen anstrengenden Lauf hinter uns, und entspannen uns. Also, Finger weg!  

Und beim Fressen (da werden wir sauer) und Putzen wollen wir auch nicht gestört werden. Wir sind sehr reinlich, und putzen uns häufig und gründlich. Für die Körperpflege nehmt ihr Menschen euch doch auch Zeit, oder nicht? Sag ich doch!

Aber es ist ja nicht so, das wir euch und eure Streicheleinheiten nicht mögen! Hier ist eine kleine Liste, wie wir das euch zeigen:

 Lecken von der streichelnden Hand (oder irgendwas anderes, Bein, Fuß, Arm, Teppich, wir sind da nicht so wählerisch...)  

- leichtes Anstupsen der Hand heißt: mach gefälligst weiter!

- leises Brummeln: voller Genuß

- Ankuscheln: ich vertrau Dir, ich mag Dich gern

Wenn wir die Hand aber wegstupsen, oder uns schütteln, reicht es uns. Dann ist genug, und ihr solltet aufhören. Wir wollen uns dann putzen, und rumhoppeln. Versteht ihr diese Zeichen nicht, kann es schon mal vorkommen, das wir nach einer zweiten Warnung zuzwicken. Wer nicht hören kann...

Was wäre ich für ein Kaninchen, wenn ich nicht scharren und buddeln würde? Obwohl ich meinen gemütlichen Stall habe, will ich mir eine Höhle buddeln. Meine Leute draußen wohnen ja darin, und es ist immer noch in meinem Erbgut vorhanden. Ganz extrem ist dieses Verhalten, wenn eine Kaninchendame scheinträchtig ist. Dann will sie ein Nest bauen, und nur noch für ihre Kinder da sein. Ich mach das zwar auch noch, aber da ich kastriert bin, nur noch um mein Bett zu machen, und Frauchen zu ärgern. HÄHÄHÄ!

Wenn wir hüpfend und hackenschlagend durch die Gegend fetzen, ist Action angesagt. Wir sprudeln über vor Lebensfreude, und sind einfach nicht zu bremsen. Wir wälzen uns auf dem Boden, um im nächsten Moment wieder loszulegen. Sind wir nicht toll?

Wenn wir mit unserem Kinn an einem Gegenstand reiben, markieren wir ihn mit unseren Duftdrüsen als unser Eigentum. (Frauchen gehört mir auch!!! Ist doch klar!) Ihr Menschen könnt das zwar nicht riechen, aber andere Kaninchen schon, und die wissen sofort, wer hier das Sagen hat.

Es kommt auch vor, das wir unseren Hintern am Boden vorbeischieben. Das sieht zwar ein wenig lustig aus, aber wir hinterlassen mit unseren Analdrüsen eine Visitenkarte. So können andere Kaninchen sofort erschnüffeln, wer wir sind. Männer spritzen zusätzlich noch Urin (iiiihhh!), um ihren Besitz zu markieren.

Apropos iiiihhh... Ihr werdet es sicher schon mal beobachtet haben, wie wir Kaninchen unseren eigenen Kot fressen. Nu schreit nicht schon wieder: "Iiihh, wie kann es nur? Das ist ja ekelig!!" Wir müssen unseren eigenen Blinddarmkot (der ist weicher als die kleinen Knöddelchen) fressen, um das lebenswichtige Vitamin B aufzunehmen. Guckt halt weg, wenn es euch nicht paßt! Es muß nun mal sein!


Auch wenn man es nicht glaubt, wir Kaninchen sind manchmal ganz schön gesprächig. Ich z.B. knurre jedes Mal, wenn Frauchen mir das Essen nicht schnell genug bringt, oder wenn mir was nicht paßt. Dann bin ich nicht zu genießen. Ist nun etwas schwer, Laute nur zu beschreiben, aber ich werde es mal versuchen:

Murksen: Kurze, schnell hinternander ausgestoßene Schimpflaute. Damit drohen wir, ärgern uns über etwas, oder warnen unsere Artgenossen, ja nicht näher zu kommen.

Leises oder lautes Fiepen: Jungkaninchen fiepen ab und zu, wenn sie frieren oder Hunger haben. Normalerweise kommt Mama dann schnell angehoppelt.

Starkes Zähneknirschen: Wir haben Schmerzen, und sind krank. Bitte helft uns!

Leise, mahlendes Geräusch mit dem Kiefer: Mhhh, geht es uns gut. Kraul mich weiter!

Gellender, hoher Schrei: Wer ihn einmal gehört hat, wird ihm nie vergessen. Er wird nur in höchster Not und Todesangst ausgestoßen, oder bei plötzlich auftretenden starken Schmerzen. Er geht echt durch Mark und Bein.


Nun komme ich noch zu allgemeinen Dingen, was wir mögen, und was nicht:

Habt ihr nicht auch schon mal unsere tollen, langen Ohren betrachtet? Wir können sie super den Geräuschen zudrehen. Natürlich versagt euer Gehör komplett gegen uns. Deshalb seid rücksichtsvoll, und stellt unseren Käfig an einen ruhigen Ort. Auch eure heißgeliebte Rockmusik hören wir ganz bestimmt nicht gern mit voller Pulle. Das tut doch weh! Ihr könnt euch euer Gehör ruhig verderben, aber nicht uns. Und noch was: spart es euch, uns anzubrüllen! Wenn wir nicht auf euch hören wollen, dann werden wir es auch nicht, wenn ihr schreit.

Riechen können wir auch prima. Kommt nicht in einer riesigen Parfümwolke zu uns, und erwartet, das wir uns freuen. Scharfe Putzmittel finden wir auch nicht klasse, sie bringen uns zum Niesen.

   Hier kann man meine wunderschöne Nase und Schnurrhaare sehen. Ich guck hier zwar ein wenig skeptisch, aber ich tüftle nur meinen nächsten Unfug aus.

Wagt es nicht, unsere Schnurrhaare abzuschneiden, oder zu zupfen! Wie sind da sehr sensibel, und können uns mit ihnen sogar im Dunklen zurechtfinden.

Tja, sehen können wir zwar schon recht gut, aber beim räumlichen oder beim Nahsehen hapert es. So können wir euch regelrecht zwischen die Beine laufen, auf die Gefahr hin, getreten zu werden.

 
 Bist Du jetzt endlich fertig? Es gibt doch Futter!

 Is nicht wahr!

Ich kooommmeee schon!

 

 

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