Krankheiten

Nun komme ich zu einem Thema, das leider nicht ganz so angenehm ist, wie die anderen, den wer spricht schon gerne über Krankheit? Aber da es jeden erwischen kann, gehört es dazu. Leider können wir Tiere nicht mit euch Menschen sprechen, und euch sagen, was uns fehlt. Deshalb sind wir auf ein waches Auge angewiesen, das erkennt, wenn es uns nicht gut geht, und so schnell wie möglich handelt. Wir Kaninchen gehen zwar nicht gern zum Tierarzt, aber wir möchten auch, daß es uns bald besser geht. Lieber gehen wir einmal zuviel hin, als das wir nicht mehr gesund werden, und... schluck... sterben müssen. Darum paßt bitte auf uns auf!


Leichter Durchfall 
 Leichte Verstopfung  Hitzschlag  Besuch beim Tierarzt  Tabelle

Eigentlich sind wir Kaninchen sehr robust und widerstandsfähig, und bis auf kleine Unpäßlichkeiten bleiben wir quietschfidel (vorausgesetzt, wir bekommen alles, was wir brauchen, um gesund zu bleiben!). Ich werde am besten erst mal mit den kleineren Gesundheitsstörungen anfangen, d.h. wie man sie erkennt und selber behandelt.

   Wie man sieht, bin ich rundum gesund!

Leichter Durchfall:

(Durchfall kann z.B. bei schlechtem Futter oder bei zu schnellem Futterwechsel von Körner auf Grünfutter auftreten.) Iiihh, das ist ja alles total weich, wie unangenehm. Damit wir nicht ständig damit in Berührung kommen, muß oft die Einstreu gewechselt werden. Lauwarmer Kamillentee und gekochter, ungesalzener Reis sollten nach spätestens 2 Tagen Abhilfe schaffen. Wenn wir den Tee nicht trinken wollen, nimmt man am besten eine Spritze (ohne Nadel!) zu Hilfe, und flößt es uns ein. Heu ist auch nicht schlecht, ist eh gut für die Verdauung, aber in Maßen. Außerdem kann man uns schön warm halten, das hilft gut gegen die Bauchschmerzen (z.B. eine nicht zu heiße Wärmflasche in den Käfig legen, und uns draufsetzen). Wenn das alles nichts bringt: Ab zum Tierarzt!!!

Leichte Verstopfung:

(Ups, da ist unser Darm wohl etwas durcheinander gekommen. Das geht schnell, unser Verdauungstrakt ist sehr empfindlich. Vielleicht haben wir auch zu viele Haare beim Putzen verschluckt, und das hat sich jetzt festgesetzt.) Das ist eine Krankheit, mit der nicht zu spaßen ist. Das Kaninchen vor mir hat seht oft darunter gelitten, und jedes Mal mußte ihm der Tierarzt helfen. Es war wohl schon genetisch vorbelastet, und irgendwann hat sein Körper das nicht mehr mitgemacht. Bei Verstopfung darf man auf keinen Fall lange dran rumdoktern, sonst sammelt sich der Kot im Darm, und blockiert alles. Wir sterben daran, wenn uns nicht schnell geholfen wird!!! Erste Hilfsmaßnamen sind, daß wir kein Körnerfutter mehr bekommen, aber dafür viel zu trinken. Ein Teelöffel Olivenöl kann alles wieder ins rutschen bringen, und viel Bewegung muß auch sein. Wenn innerhalb von 24 Stunden keine Besserung eintritt, SOFORT ZUM TIERARZT!!!

Reizschnupfen:

(Hier läuft uns nicht wie beim normalen Schnupfen die Nase, sondern wir niesen oft.) Guckt euch mal in unserer Umgebung um. Haben wir staubiges Heu bekommen, ist die Einstreu anders, oder ist gar ein scharfes Putzmittel für unseren Stall verwendet worden? Entfernt diese Sachen, und schon geht es uns besser. Im Zweifel heißt es aber auch hier: ab zum Arzt.

Hitzschlag (nur Notfallbehandlung):

(Wenn unser Gehege in der prallen Sonne steht, können wir wie ihr einen Hitzschlag bekommen. Unsere Atmung ist ganz flach, wir liegen apathisch auf dem Boden, und rühren uns nicht mehr.) Beim Hitzschlag sofort in den Schatten, und zimmerwarmes (nicht kaltes!) Wasser anbieten. Kühlt uns mit feuchten, nicht eiskalten Umschlägen zuerst am Kopf und dann an unseren Läufen. Kaffee stabilisiert den Kreislauf: 1/2 Teelöffel für Jungtiere, 1-2 Teelöffel für Zwerge und kleinere Rassen. Die ganz großen vertragen 2 1/2 - 3 Teelöffel. Zur Vorsicht zum Tierarzt.

 Hier werd ich grade ein wenig getröstet, ein Tierarztbesuch steht an. Begeistert bin ich ja nicht grade...  

Wenn nun alle Stricke reißen, müssen wir zum Tierarzt gebracht werden. Am besten eignet sich dazu eine Transportbox, die man auch von oben öffnen kann. Zur Not geht auch ein Korb, hier muß aber sichergestellt werden, das wir nicht ausbüxen können. Früher reiste ich auch im Körbchen, weil ich die Transporter nicht mochte. Frauchen legte mir zusätzlich eine Kaninchenleine an, so konnte ich nicht einfach verduften. Nun habe ich mich aber an meine Box gewöhnt, obwohl ich immer noch rumzicke, wenn ich rein soll (raus will ich aber auch nicht). Aber eins muß man uns lassen, wir sind geduldige und stille Patienten. Wir jammern nicht, und auch bei Schmerzen hört ihr kaum einen Laut von uns. Eure Aufgabe ist es nun, uns beim Tierarzt zu trösten und ihm genau schildern, was uns fehlt. Das kann man uns ja nicht an der Nasenspitze ansehen. Hier sind nun einige Hinweise, wie ihr am besten vorgeht:

- Wann ist unser verändertes Verhalten zuerst aufgefallen?

- Was haben wir gefressen, wieviel und was? (Oder etwa gar nicht?)

- Wie ist unsere Verdauung? Wie sieht der Kot aus?

- Sonstige Auffälligkeiten, z. B. Knirschen mit den Zähnen, ständiges Klopfen mit den   Hinterpfoten

- Schonkost ist angesagt (bäääh!), oder noch schlimmer, wir müssen fasten

- Ruhe brauchen wir auch

- Bitte keine Zugluft (nicht nur, wenn wir krank sind) oder Streß

- Käfig sauber halten und desinfizieren (fragt in der Zoohandlung nach geeigneten Mitteln)

- Kranke Kaninchen von den anderen wegen Ansteckung trennen

- Seid lieb zu uns, wir haben Schmerzen, und beißen vielleicht. Doch wir brauchen eure Hilfe,    laßt uns nicht allein!

Hier sind noch mal ein paar Sachen in einer Tabelle zusammengefaßt:

 Symptome  Mögliche Ursachen  Alarmzeichen  mögl. Diagnose u. Behandlung durch den Tierarzt
 Kot weichbreiig oder dünnflüssig, riecht säuerlich, Afterregion ist verschmiert plötzlicher Nahrungswechsel von Körnerfutter auf Grünfutter, verdorbenes Futter oder Wasser, Magen- Darmstörungen  keine Nahrungsaufnahme mehr, Kräfteverlust, zittern, Zähneknirschen vor Schmerzen, Blut im Kot Vergiftung durch chemiebehaftetes Grünfutter, Darminfektion mit Bakterien -> mit Kotprobe zum Arzt (da ansteckend, Kaninchen isolieren!)
 keine Futteraufnahme, nur kleine harte Kotballen im Streu, oder gar keine, Körper leicht aufgedunsen  zu wenig Trinkwasser, Nahrungsumstellung von Grünfutter auf Körner, Infektionskrankheiten, verdorbenes Futter  Körper stark aufgebläht, Zähneknirschen vor Schmerz, Trommeln mir den Hinterläufen, Atemnot und Kreislaufschwäche  SOFORT zum Tierarzt, kann tödlich sein!!!!
 leichter, klarer Nasenausfluß, gelegentliches Niesen  Reizung der Schleimhäute durch Staub, Putzmittel, Abwehrschwäche durch Vitaminmangel  dickschleimiger, eitriger Nasenausfluß, Brust und Vorderpfoten damit verschmiert, keine Futteraufnahme, Husten, Mattigkeit  Schnupfen mit evtl. Lungenentzündung -> ab zum Arzt
 tränende Augen, gerötete, evtl. geschwollene Lider, wäßriger oder eitriger Ausfluß  Kommt bei Erkältungskrankheiten vor, Reizung durch Staub oder Fremdkörper, Verletzung durch Kratzen oder Beißen  Augen sind vollkommen zugeschwollen, teigige Schwellung am Kopf, Knoten, Beulen die sogar aufbrechen  kann die Kaninchenpest (Myxomatose) sein, leider kostet sie fast immer das Leben
 vermehrte Atmung, bebender Körper  Wärmestau durch Sonne oder Heizkörper  Nase weit aufgerissen, Körper zittert, Maul geöffnet, flache, aber schnelle Atmung  Hitzschlag, ab zum Tierarzt, Notfallbehandlung
 Hautrötung, kahle Stellen im Fell  Fellwechsel, Vitaminmangel, ausgezupftes Fell von anderen Kaninchen, Streß  starker Haarausfall, Krusten auf den kahlen Stellen, dauerndes Kratzen, Kopfschütteln  Befall durch Ungeziefer, Pilze -> der Tierarzt muß helfen (z.b. kann Pilz im fortgeschrittenem Stadium tödlich sein)
 hoppelt nicht mehr, sitzt nur herum  einsam, Langeweile, keine interessante Umgebung, wird älter  bewegt sich gar nicht mehr, hat Schmerzen, zieht die Füße ein oder streckt sie weg, Nachziehen der Beine, Gleichgewichtsstörungen  Knochenbruch, ausgekugeltes Gelenk, innere Verletzungen durch Einquetschung zwischen einer Türe, erblich bedingte Lähmungen -> Tierarzt

Ich persönlich habe in meinem Kaninchenleben bis jetzt Glück gehabt, und bin quietschfidel. Das einzigste, daß ich eine Tierarztpraxis von innen gesehen habe, war der Fall mit meiner Scheinschwangerschaft. Da das weibliche Kaninchen öfter mal passieren kann, möchte ich kurz drüber erzählen:

Es fing ganz harmlos an, das ich mein Fell mir auszupfte, und mit dem Heu, das ich eigentlich fressen sollte, ein Nest baute. Ich fraß so gut wie gar nicht und war aggressiv. Doch nach wenigen Tagen war alles vorbei. Normalerweise werden Kaninchendamen nur 2 x im Jahr scheinträchtig, doch bei mir fing nach einer Pause von ca. 2 Wochen alles wieder von vorne an. Mein Frauchen brachte mich zur Tierärztin, die mir zum Versuch Tabletten verordnete. Leider brachten diese Hormone nichts, so daß sich Frauchen entschloß, auf Anraten der Tierärztin mich kastrieren (d.h. komplette Entfernung der Eierstöcke) zu lassen. Eine solche Hormonstörung kann nämlich mit einer krankhaften Veränderung der Eierstöcke zusammenhängen, die sich auch zum Tumor ausbilden kann. Ich überstand die Operation sehr gut, und auch mein Verhalten änderte sich nicht (kastrierte Kaninchen werden oft ruhiger und verschmuster). Schon bald war ich wieder so fit, das ich mir meine Medizin (Antibiotika) nicht mehr ins Mäulchen spritzen lassen wollte. Frauchen jedoch spritzte das Zeug in ein hohles Leckerli, das ich mit Appetit verputzte. Die Fäden zog ich mir verbotener Weise selbst, und alles war vergessen.

Leider sind manche Krankheiten nicht zu heilen, z. B. Krebs oder Lähmungen. Dann ist der letzte Dienst, den ihr uns erweisen könnt, ein schmerzloser und schneller Tod. Ich bin furchtbar traurig, wenn ich nur daran denke, aber es ist das beste für uns. Der Tierarzt gibt uns eine Spritze, wo wir ganz sanft einschlafen. Wenn unser vertrauter Mensch nun noch bei uns ist, uns sanft streichelt und leise mit uns redet, haben wir auch keine große Angst mehr. Es wäre sehr schön, wenn ihr uns in unserer letzten Stunde nicht alleine laßt.

 Ach Ruby, laß doch nicht so die Ohren hängen! So kenn ich Dich ja gar nicht. Ich werd gleich ganz traurig...  

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